Schweizerdeutsch verliert zwei weitere Wörter

Bei Jugendlichen habe ich das schon länger beobachtet: Man sagt nicht mehr «grilliara» und «parkiara» (grillen, parken) sondern «grilla» und «parka».

Dieser Import aus Deutschland findet sich neu auch an quasi-offiziellen Stellen, zum Beispiel wirbt Coop mit «alles zum grille», fällt später im selben Werbeclip aber auf «bi öis gits jetz alles zum grilliere» zurück.

Wenn sogar gestandene Werber (nicht, dass die alle Deutsch könnten) den Fehler adoptieren, ist das Wort wohl angekommen.

Dabei warb Burger King erst vor einem Jahr mit riesigen Plakaten: Hier wird frisch grilliert. Vorbildlich! Wenn aber nur noch noch ein Werber die Schweizer Schriftsprache richtig beherrscht, geht er im Lärm der Hochdeutschen unter.

Unschuldigstes Opfer der Misere ist die Grille. Denn so fehlt uns die Unterscheidung zwischen Insekt und Kochvorgang, beides heisst jetzt «grilla», den Rest müssen wir uns aus dem Kontext holen. Früher wars mühelos und eindeutig.

Zirp.

Der Plural von Fotos und der schweizerdeutsche Akkusativ

Weitere Anzeichen für ein Aussterben des Alemannischen, kürzlich gehört:

«Er hät fotos zeigt.»

«Z foti» (das Foto) ist aber eines der Wörter, die den Plural mit -na bzw. -ne bilden: Auf Khûrertütsch «d fotana», bei den Zürchern «d fotene».

Stirbt diese Pluralform aus, betrifft das zwar nur ein paar Hundert Wörter, aber eine prägnante Eigenheit unserer Sprache, die sie vom Deutschen unterscheidet.

Im gleichen Zug gehört: «das isch voll für n arsch». Diesen Spruch so aus dem Deutschen zu holen ist aber Blödsinn, da dem Schweizerdeutschen der Akkusativ fehlt (meist wird der Nominativ zum Ersatz).

Es müsste also heissen: voll für dr arsch.